Anfrage über Fraktion der Grünen an das Team „Chancengerechtigkeit und Vielfalt“ vom 28.07.21
Sehr geehrte Menschen,
als Grüne Jugend befassen wir uns mit unter Anderem mit queerfeministischen Themen.
Dabei wollen wir uns insbesondere mit der Situation in Ulm beschäftigen und würden deshalb gerne einige Information über die aktuelle Situation erhalten:
Auf https://www.ulm.de/leben-in-ulm/chancengerechtigkeit-und-vielfalt/chancengleichheit-und-vielfalt-in-ulmnhaben wir vom neuen Team der Stadt „Chancengerechtigkeit und Vielfalt“ gelesen, das den Auftrag besitzt Diversityarbeit zu fördern.
Dazu haben wir einige Fragen:
Wie viele Personen arbeiten im Team „Chancengerechtigkeit und Vielfalt“ ?
[Z_PAW] Das Sachgebiet umfasst insgesamt 6,75 Stellen (Vollzeitäquivalenz, also volle Stellen im Sinne des geltenden Tarifvertrags), die sich auf insgesamt neun Personen verteilen.
Ist die Stelle für die neue Mitarbeitende, die 2021 geschaffen werden sollte, bereits vorhanden und besetzt?
[Z_PAW] Ja, die Stelle ist zwischenzeitlich besetzt.
Wie ist der aktuelle Stand des „Vielfaltskonzeptes“ für die Stadt Ulm?
[Z_PAW] Das Projekt zur Erarbeitung des Konzepts umfasst drei Phasen, aktuell befinden wir uns in Phase 2. Hier gehen wir gezielt mit betroffenen Akteuren auf die Fragestellungen „Stadt Ulm als Arbeitgeberin, als Dienstleisterin und als Partnerin“ ein. Diese Akteure wurden von uns nach Abstimmung mit der Verwaltungsleitung und Rücksprache mit den in den Themenfeldern aktiven Kollegen ausgewählt. Dabei wurde darauf geachtet, die Gruppengröße in einem Umfang zu halten, die ein Arbeiten im Workshopformat sinnvoll möglich macht. Damit kann es vorkommen, dass gesellschaftliche Gruppen entweder unter- oder überrepräsentiert sind. Allerdings ist bei der Umsetzung ein kaskadisches Vorgehen über Jahre geplant, das bedeutet: Interessen und Positionen, die aktuell nicht eingeflossen (oder vielleicht auch aus subjektiver Sicht nicht ausreichend) eingeflossen sein können, werden in diesen Zyklen berücksichtigt werden können, wenn es im Sinne des Themas Chancengerechtigkeit und Vielfalt sinnvoll ist.
Im Anschluss an diese 2 Phase wird in einer finalen 3. Phase eine Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Workshops passieren. Zum einen erfolgt dies durch Austausch mit den Akteuren aus der Stadtverwaltung, zum anderen durch die Einbindung des Gemeinderats. Zusätzlich ist vorgesehen, die Zivilgesellschaft durch ein geschaffenes Diversity-Forum hierzu intensiv einzubinden.
Die schlussendliche Entscheidung über die umzusetzenden Maßnahmen erfolgt durch den Gemeinderat als demokratisch legitimiertes Gremium.
Wie gestaltet sich die Tätigkeit des Frauenbüros sowie der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und der Koordinierungsstelle um?
[Z_PAW] Das Frauenbüro übernimmt auch die Aufgaben der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten. Daran hat sich auch nach der Organisationsanpassung nichts geändert. Das Frauenbüro wird weiterhin spezifische Projekte durchführen. Das gleiche gilt für die Koordinierungsstelle Internationale Stadt: Auch hier werden spezifische Projekte betreut und durchgeführt. Mit der Organisationsveränderung wurde „lediglich“ eine zusätzliche Hierarchieeben eingeführt, welche die Koordination und Zusammenarbeit der Themenfelder sicherstellen soll und damit Synergien nutzen kann. Wir versprechen uns damit eine zeitgemäße Bearbeitung des Themenfeldes, welches eben nicht isolierte Einzelinteressen, sondern eine angemessene gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Themenstellungen sicherstellen soll.
Außerdem interessieren wir uns für die verschiedenen Qualifikationen und Bezüge der Mitarbeiter*innen, insbesondere im Bezug auf queere Themen und Lebenswelten?
[Z_PAW] Die Kolleg*innen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit gesellschaftlichen Themen, dazu gehört insbesondere die angemessene Einbindung sowie Berücksichtigung der Interessen von Minderheiten. Dies ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit als Verwaltung im Sinne der freien, offenen und liberalen Gesellschaft. Wir sind dabei nicht davon überzeugt, dass die angemessene Auseinandersetzung nur über persönliche Betroffenheit sichergestellt werden kann. Vielmehr setzen wir auf Dialog und Austausch, der uns dann die Möglichkeit gibt, die verschiedenen Positionen bei unserer täglichen Arbeit – und damit auch bei der Organisation der Verwaltung und der Bearbeitung der Aufgaben, in angemessenem Umfang zu berücksichtigen.
Wie arbeitet das Team ? d.h. welche Ressourcen (zeitlich und finanziell) werden von der Stadt zur Verfügung gestellt und wie werden die einzelnen Bestandteile und Projekte erarbeitet, weiterentwickelt und verwirklicht?
[Z_PAW] Das neue Sachgebiet wurde mit der Unterschrift der Charta der Vielfalt am 01.11.2020 neu geschaffen und verfügt über insgesamt 6,5 Stellen (Vollzeitäquivalent). Ziele sind im ersten Jahr die Entwicklung des Vielfaltskonzept sowie die Nutzung von Synergien. Gleichzeitig trifft sich das Team in festen Abständen zum Jour Fixe und setzt bereits Projekte um. Es ist auch geplant das Team zeitnah räumlich zusammen zu führen. Die Stellen werden teilweise über städtische Haushaltsmittel, teilweise über Fördermittel finanziert. Dazu kommen verschiedenen Sachmittel. Im aktuellen Haushaltsplan für das Jahr 2021 werden hierzu folgende Ausführungen gemacht:
Für das kommende Haushaltsjahr sind diese Zahlen erstmals in einem gemeinsamen Profit-Center zusammengeführt.
Welche Projekte gibt es schon, werden momentan umgesetzt und welche sollen in Zukunft entstehen?
[Z_PAW] Die Ausführungen im Haushaltsplan (siehe oben) geben hierzu bereits einen guten Überblick. Das Team hat u.a. die Projekte im Anhang als CuV-Team umgesetzt. Zusätzlich wurden innerhalb der einzelnen Fachkompetenzbereiche eine Vielzahl von Projekten umgesetzt wie z.B. die Aktion zur Istanbulkonvention am Münsterplatz. Das Team wird sich in den nächsten Wochen u.a. um die Gestaltung der neuen Homepage, der Entwicklung des Vielfaltskonzepts und mit vielen weiteren Aktionen innerhalb der Kompetenzbereiche beschäftigen. Außerdem hat das Team die Fortbildung „unconscious bias – unbewusste Denkmuster“ für Führungskräfte und Mitarbeitende der Stadtverwaltung geplant, welche im Herbst umgesetzt wird. Alle Aktionen und Projekte finden Sie in den verschiedenen Sozialen Kanälen des Teams.
Wie will die Stadt Ulm bzw das Team „Chancengerechtigkeit und Vielfalt“ Diversity in der Arbeitswelt schaffen?
[Z_PAW] Das allgemeine Gleichstellungsgesetz gilt grundsätzlich für alle Organisationsformen – Wirtschaftsunternehmen, aber auch wissenschaftliche Einrichtungen haben sich per Gesetz mit diesem Thema auseinander zu setzen. Für uns als Stadtverwaltung ist die proaktive Auseinandersetzung mit den Themenstellungen aus dem Diversity-Ansatz die richtige Antwort. Daher werden wir unseren Employer-Branding-Prozess hier an verschiedenen Stellen nochmals hinterfragen und anpassen. Ziel bleibt eine möglichst hohe Übereinstimmung bei der Zusammensetzung der Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung auf der einen Seite und der Stadtgesellschaft auf der anderen.
Den Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen können wir hier keine Vorgaben machen. Unser Ansatz ist es als Impulsgeber*in und Vorreiter*in vorwegzugehen, um als Vorbild zu dienen und so möglicherweise Prozesse in der externen Arbeitswelt anzustoßen.
Wie wird das „gesellschaftliche Klima“ geprägt von Akzeptanz und Weltoffenheit gewährleistet und weiterentwickelt ?
[Z_PAW] Die Gewährleistung und Weiterentwicklung von Akzeptanz und Weltoffenheit im gesellschaftlichen Klima sind Aufgaben, die eine freiheitlich liberale Gesellschaft aus sich heraus betrieben muss. Die Verwaltung kann dies zum einen durch ihre Vorbildfunktion unterstützen, zum anderen durch die Organisation von Veranstaltung und der Durchführung von Projekten. Dies ist weiterhin vorgesehen.
Was bedeutet „Arbeitserleichterung durch mehr Flexibilität und Vielfaltskompetenz im Handeln nach innen und außen“?
[Z_PAW] Sehr einfach: Wir haben einen klaren Kommunikationsweg für die verschiedenen Vielfaltsthemen und können gleichzeitig mit dem gebündelten Personalkörper flexibler arbeiten. Das Nutzen von Synergien steht im Mittelpunkt dieser Aussage.
Welche Möglichkeiten gibt es für Bürger*innen sich daran zu beteiligen?
[Z_PAW] Die Bürgerschaft hat die Möglichkeit sich bei Projekten wie z.B. am Diversity-Tag (siehe Anhang) aktiv zu beteiligen. Außerdem haben wir bei der Entwicklung des Vielfaltskonzepts im „Diversity-Forum“ viele Beteiligte aus der Zivilgesellschaft die bereits aktiv an einem Maßnahmenkatalog arbeiten. Die aus dem Vielfaltskonzept entstehenden Maßnahmen sollen stets mit einer bereiten Beteiligung der Zivilgesellschaft umgesetzt werden.
Herzlichen Dank schonmal im Vorraus!